Ist das Fahrrad das neue Auto?
19. Mar. 2018
Der Trend vom Auto zum Fahrrad
In den letzten Jahren ist die Entwicklung der Fahrräder nicht nur in München so vorangeschritten, dass diese mittlerweile eine Renaissance erleben. Der Elektroantrieb für die Drahtesel ist der große Treiber in dieser Sache. Manche reden sogar schon vom neuen Statussymbol und das in einem Land, das bekanntermaßen als Mutterland des Automobils gilt. 73,5 Millionen Fahrräder gab es laut einer Schätzung im letzten Jahr in Deutschland und die deutsche Fahrradindustrie begeistert mit einem Umsatzzuwachs von 3,2 Prozent in 2017. Grund dafür sind einerseits die steigenden Verkäufe, aber auch andererseits der Trend zum Kauf von qualitativ hochwertigen Rädern, die dementsprechend auch teurer sind. So erlebt nun das 200 Jahre alte totgeglaubte Transportmittel eine Wiederauferstehung.
Elektrischer Antrieb als Meilenstein in der Entwicklung
Die Entwicklung des Fahrrads geht nun schon über zwei Jahrhunderte und erreichte in dieser Zeit einige entscheidende Meilensteine. Von der Tretkurbel ging es über Luftreifen und Gangschaltung, doch die letzte große Errungenschaft, die dem Fahrrad auch zu neuer Popularität verholfen hat, ist der elektronische Antrieb. Mittlerweile ist jedes fünfte verkaufte Fahrrad mit einem Elektroantrieb ausgestattet. Die E-Bikes sind der Trend schlechthin, der nun schon über mehrere Jahre anhält. Sogar das Klischee des Rentnergefährts ist das E-Bike inzwischen schon losgeworden, da das Angebot aufgrund des technologischen Fortschritts gewachsen ist. E-Rennrad, E-Trekking-Bike, E-Mountainbike und viele weitere Varianten machten den Elektroantrieb salonfähig, nicht nur für die breite Masse, sondern auch für Sportler. Prognosen des ZIV (Zweirad Industrie Verband) sprechen davon, dass zwei Drittel aller Fahrradnutzer auf elektronisch unterstützte Fahrräder umsteigen werden.
Elektro statt Diesel und Fahrrad statt Auto
Wortwörtlich positiven Zündstoff für die Entwicklung der Verkaufszahlen liefert auch die Debatte über Diesel-Fahrverbote in Deutschlands großen Städten. Vor allem der Verkehr im Zentrum der Städte ist zu einem großen Problem geworden. Eine Verlagerung von Auto auf E-Bikes wäre nicht nur für die Fahrradindustrie wünschenswert, sondern würde auch die CO2-Bilanz in den Ballungsräumen deutlich verbessern.
Lastenräder im Vormarsch
Mit dem generellen Trend zum Fahrrad hat sich auch ein ganz neuer Trend entwickelt. Lastenräder findet man nun schon in jeder Stadt und sie werden für die verschiedensten Transporte verwendet. Egal ob Pizzalieferant, Paketdienst oder die Mutter, die ihre Kinder zur Schule fährt, Lastenräder haben viel zu bieten. Neben der positiven Umweltwirkung haben Cargo-Räder auch den Vorteil von mehr Flexibilität und sind definitiv günstiger in der Anschaffung und Wartung als Lieferwägen oder PKWs. Um diese Entwicklung voranzutreiben, subventioniert der Staat gewerblich genutzte Lastenräder mit E-Antrieb mit bis zu 2500 Euro pro Fahrrad.
Zukunftsmodell: Fahrradleasing
Da es seit 2012 das Dienstwagenprivileg auch für Fahrräder gibt, ist damit zu rechnen, dass sich dieser Markt des Fahrrad-Leasings schnell vergrößern wird. Derzeit scheitert es aber noch an der Unattraktivität für Arbeitgeber aufgrund des hohen bürokratischen Aufwands. Doch eigentlich würde bei einem Leasing für Fahrräder sowohl der Arbeitnehmer als auch der Arbeitgeber profitieren und einiges an Geld sparen.
Zu wenig Fahrradwege in den Städten
Umso mehr Fahrradfahrer und Fahrräder unterwegs sind, umso lauter wird der Schrei nach einer besseren Infrastruktur in den Städten. Der Zweirad-Industrie-Verband hofft auf Anreize für die Kommunen seitens der Bundesregierung, um einerseits den Bau von Radschnellwegen und andererseits von gesicherten Abstellmöglichkeiten voranzutreiben. Ein tolles Beispiel für ein funktionierendes Fahrradwegnetz ist die Stadt Münster. Unglaubliche 470 Kilometer an Radwegen bieten nicht nur angenehmes Reisen, sondern auch Schutz vor Unfällen.
Der Trend zum Fahrrad ist in vielerlei Hinsicht eine sehr positive Entwicklung, vor allem wenn man an die Luftverschmutzung und die Überbelastung von innerstädtischen Gebieten denkt. Eine bessere Infrastruktur, ein paar neue Gesetze und schon sind die Tage des Autozeitalters angezählt.